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Eroberung der Weltmeere

Ein Auszug aus dem OMEGA Lifetime Magazin – Die Ocean Edition

Als strapaziöses Ozeanrennen um die ganze Welt, auf einer Strecke von rund 45.000 Seemeilen, die in einem Zeitraum von acht Monaten zurückgelegt wird, gilt das Volvo Ocean Race seit Langem als eine der schwierigsten Herausforderungen im professionellen Mannschaftssport. Das Rennen von 2017-18 – die dreizehnte Ausgabe des 45-jährigen Wettkampfes – wird als eines der am härtesten umkämpften und knappsten in die Geschichte der Hochseeregatta eingehen. Wer als Gesamtsieger hervorging, entschied sich erst in den letzten Minuten der letzten Etappe von Göteborg in Schweden nach Den Haag in den Niederlanden.

Eine Obsession seit 1973

Das erstmals 1973 als The Whitbread Round the World Race ausgetragene Rennen wurde 2001 gemeinsam von der Volvo Group und der Volvo Car Group übernommen. Das moderne Volvo Ocean Race ist ein achtmonatiger Marathon über eine Strecke von 45.000 Seemeilen, der vier Ozeane überquert und in zwölf Großstädten auf sechs Kontinenten Halt macht. Seit jener ersten Ausgabe von 1973 besitzt das Rennen eine magische Anziehungskraft, die viele der weltbesten Segler in ihren Bann gezogen hat.

„Es beginnt als Faszination, die schnell zu einer Obsession wird“, sagt der Norweger Knut Frostad, der an vier Volvo Ocean Races als Segler und Skipper teilgenommen hatte, bevor er bei drei Ausgaben zwischen 2008 und 2015 als CEO des Rennens auftrat.

„Jeder professionelle und kompetente Segler weiß, dass er zu irgendeinem Zeitpunkt in seiner Karriere am Volvo Ocean Race teilnehmen muss“, erklärt Frostad.

„Es gibt Momente, da hasst man es und fragt sich, was zum Himmel man da mitten auf dem Ozean zu suchen hat, weit entfernt von seinem Zuhause und allem, was man liebt. Man sagt sich, man werde niemals wieder bei diesem Rennen mitmachen, aber sobald es vorbei ist, beginnt man, es zu vermissen, und man weiß, dass man wieder antreten wird.“

Weit von der Küste entfernt segeln die Sportler ununterbrochen bis zu drei Wochen am Stück und befahren bei ihrem Rennen um die Welt einige der weltweit entlegensten Meereswege.

Unterwegs werden sie mit extremen Wetterbedingungen konfrontiert, die von glühender Hitze, Windstille und wolkenbruchartigen Gewittern in den Äquatorialregionen bis hin zu Gefriertemperaturen und heulenden Stürmen in den Tiefen des Südlichen Ozeans reichen. Obwohl sie Tag und Nacht die endlosen Weiten der Ozeane durchkreuzen, liegen die Teams am Ende oft nur wenige Minuten auseinander – ein Beleg sowohl für die Effizienz der Ein-Design-Richtlinie, die sicherstellt, dass alle Boote der Klasse Volvo Ocean 65 in jeder Hinsicht identisch sind, als auch für das Geschick und die Professionalität der konkurrierenden Teams.

Die wettbewerbsfähigste Flotte

Im Gedränge der Fans, die am 22. Oktober in Alicante, Spanien, den Start des bedeutenden Rennens beobachteten, war die Aufregung geradezu spürbar. Die erste der elf Etappen des Rund-um-die-Welt-Rennens bestand in einem viertägigen Sprint nach Lissabon, Portugal.

Die Crews der sieben teilnehmenden internationalen Teams bildeten eine der stärksten Mannschaftsaufstellungen, die das Rennen seit vielen Jahren gesehen hatte, darunter zahlreiche Weltmeister und Gewinner bei den Olympischen Spielen sowie einige Hauptakteure des 35. America’s Cup. Vier der Skipper – der Niederländer Bouwe Bekking des Teams Brunel, der Franzose Charles Caudrelier des Dongfeng Race Teams, der Amerikaner Charlie Enright auf der Vestas 11th Hour Racing und der Spanier Xabi Fernández auf der Mapfre – hatten alle bereits an der vorhergehenden Ausgabe von 2015-16 teilgenommen.

Gleichzeitig traten die britische Seglerin Dee Caffari an der Spitze des von den Vereinten Nationen unterstützten Bootes Turn the Tide on Plastic, der Niederländer Simeon Tienpont des Teams AkzoNobel und der Australier David Witt auf der aus Hongkong stammenden Sun Hung Kai Scallywag allesamt erstmals als Skipper beim Volvo Ocean Race an. Unter den über die gesamte Flotte verteilten, regelmäßig auftretenden Volvo Ocean Race Mitstreitern befanden sich weiterhin die wettergegerbten Gesichter von Ozeanlegenden wie den Australiern Chris Nicholson und Andrew Cape, den Neuseeländern Stu Bannatyne und Daryl Wislang sowie den Briten Rob Greenhalgh und Jules Salter.

Die neue Generation aufstrebender Ozeanhelden, die sich danach sehnten, ihre eigenen Spuren in der Geschichte des Volvo Ocean Race zu hinterlassen, zählte außerdem eine Reihe frischer, junger Segeltalente wie die neuseeländischen Gewinner Olympischer Silber- und Goldmedaillen sowie Omega Markenbotschafter Peter Burling und Blair Tuke, die gerade erst mit dem Emirates Team New Zealand den America’s Cup gewonnen hatten.

Zu den weiteren erstmals an dem weltumrundenen Rennen Teilnehmenden gehörten zudem die Gewinnerinnen olympischer Goldmedaillen Támara Echegoyen aus Spanien und Martine Grael aus Brasilien – die Tochter von Torben Grael, Skipper des Gewinnerteams des Volvo Ocean Race 2008-09.

Das knappste Rennen, das es je gab

In der vorangehenden Ausgabe von 2015-16 war das Rennen oftmals atemberaubend spannend gewesen. Damals wurde es erstmals mit einer Flotte identischer Yachten ausgetragen, anstatt individuelle und von den Teams gebaute Boote an den Start zu lassen. Doch das Rennen von 2017-18 konnte die Intensität um einige Stufen überbieten, als ein Großteil der Flotte Ozeanetappen von mehreren tausend Meilen zurücklegte, ohne sich dabei gegenseitig aus den Augen zu verlieren, weder direkt noch über das elektronische Verfolgungssystem AIS.

Die Welt des Segelsports hatte nie zuvor etwas derart hart Umkämpftes gesehen, als sich Passagen über viele tausend Meilen auf dem offenen Meer – und manchmal von einer Hemisphäre zur anderen – an der Ziellinie auf bloße Bootslängen reduzierten. Als die Sieben-Boot-Flotte im Oktober 2017 von Spanien aus zu ihrer Reise um die Welt aufbrach, waren viele Menschen davon überzeugt, dass der Kampf um die Trophäe des Volvo Ocean Race zwischen den beiden roten Booten ausgetragen werden würde: Mapfre und Dongfeng.

Diese beiden Teams hatten vor dem Rennen viele Monate lang trainiert und sich mit zwei Booten gemeinsam vorbereitet. Außerdem erfreuten sich beide einer Starbesetzung, die alle anderen Teams neidisch werden ließ. Mapfre und Dongfeng stiegen während der ersten drei Etappen schnell an die Spitze des Rankings auf, wobei mal das eine, mal das andere Boot vorne lag.

Am 2. Januar 2018, als die Yachten Melbourne, Australien, verließen und Kurs auf Hongkong, China, nahmen, schien nur die Vestas 11th Hour Racing in der Lage zu sein, die beiden Mitstreiter aus Spanien und China ernsthaft herauszufordern. Während das Boot unter dänisch-amerikanischer Flagge jedoch in der letzten Nacht der beinahe drei Wochen dauernden Etappe mit Dongfeng um den zweiten Platz kämpfte, kollidierte es rund 30 Meilen vor dem Hongkonger Hafen mit einem privaten Handelsschiff. Durch den Zusammenstoß sank das Handelsboot und die Vestas 11th Hour Racing wurde schwer beschädigt. Bei dem Unfall wurde niemand aus dem Team verletzt, doch ein Crewmitglied des anderen Boots musste mit einem Helikopter ins Krankenhaus eingeliefert werden und erlag später seinen Verletzungen. Das Unglück erschütterte die Crew der Vestas 11th Hour Racing zutiefst und schockierte die gesamte Gemeinschaft des Volvo Ocean Race.

Das Team trat von Etappe 5 (eine nicht im Wettbewerb zurückgelegte Passage in das chinesische Guangzhou) und Etappe 6 zurück und entschied, stattdessen sein schwer beschädigtes Boot nach Auckland zu überführen, damit es dort repariert werden konnte. In der Gesamtwertung gelang Mapfre ein Konter während der 6. Etappe von Hongkong nach Auckland. Das Team wurde Dritter und lag damit nach einer komplexen Passage, wo beide insgesamt führenden Teams lange Zeit am Ende der Flotte dahingeschaukelt waren, einen Platz vor seinem Rivalen Dongfeng.

Brunel stürzt sich in den Kampf

Die gewaltigste Etappe des Volvo Ocean Race ist immer die über den Südlichen Ozean, bei der auch Kap Hoorn umrundet wird. Es ist eine Etappe, die die Segler – sowohl die Veteranen als auch die Neueinsteiger – gleichermaßen fürchten und freudig erwarten.

Die 7. Etappe der Ausgabe von 2017-18, von Auckland nach Itajaí in Brasilien, wird aus verschiedenen Gründen in Erinnerung bleiben, etwa wegen der härtesten und anspruchsvollsten Wetterbedingungen, die den Seglern seit vielen Jahren begegnet waren. Sie wird auch wegen einer segeltechnischen Meisterleistung im Gedächtnis haften bleiben, mit der Bouwe Bekkings Team Brunel nach der Umrundung von Kap Hoorn mit maximaler Punktzahl die Führung übernahm und als erstes Boot Itajaí erreichte.

Hauptsächlich wird man sich an diese Etappe allerdings wegen des traurigen Todes des britischen Seglers John Fisher erinnern, der während eines schweren Sturms auf dem Weg nach Kap Hoorn über Bord der Hongkonger Yacht Sun Hung Kai Scallywag ging.

Trotz einer mehrere Stunden dauernden Suche durch die Crew der Scallywag konnte Fisher nicht aufgefunden werden. Das Team trat von dieser Etappe zurück, schloss sich dem Wettkampf in Itajaí allerdings wieder an und versprach, das Rennen rund um die Welt in Erinnerung an ihren verlorenen Kameraden, der während seines langjährigen Traums, am Volvo Ocean Race teilzunehmen, zu Tode gekommen war, zu Ende zu fahren. Die herausragende Leistung des Teams Brunel während der 7. Etappe katapultierte das Boot unter niederländischer Flagge auf den dritten Platz der Gesamtwertung, wobei noch vier Etappen und 30 % der Punkte zu holen waren. Für ein Team, das man zuvor für außerstande gehalten hatte, einen Platz auf dem Podest zu erreichen, war dies eine bemerkenswerte Wende. Laut dem Steuermann und America’s Cup Gewinner Peter Burling, der an Bord der Brunel erstmals am Volvo Ocean Race teilnahm, ereignete sich die Wende nach einer sehr offenen, ehrlichen und direkten Teambesprechung in Auckland, wo die Crew als letztplatzierte eingetroffen war.

„Bei dieser Etappe nach Auckland hatten wir einen guten Start hingelegt, waren aber trotzdem als letzte angekommen“, sagte Burling. „An dieser Stelle mussten wir uns selbst sehr kritisch betrachten, und so beschlossen wir einige effiziente Änderungen und legten fest, wie es von da an weitergehen sollte. Uns wurde bewusst, dass wir als Crew zusammenarbeiten und den richtigen Weg für uns finden mussten, unser Boot zu steuern, anstatt es den anderen gleich zu tun.“

Mit dem Sieg bei Etappe 7 begann das Team Brunel eine Serie erfolgreich absolvierter Teilstrecken des Rennens, die ihm eine bemerkenswerte Punktzahl einbrachten. Es ging weiter mit einem zweiten Platz für das gelbe Boot bei Etappe 8 von Brasilien nach Newport, Rhode Island, gefolgt von Back-to-Back-Siegen bei Etappe 9 über den Atlantischen Ozean nach Cardiff, Wales, und bei Etappe 10 von Cardiff nach Göteborg.

Es war eine wahrhaft erstaunliche Leistung, die alle drei Teams, Mapfre, Dongfeng und Brunel, in ein Kopf-an-Kopf-Rennen um den Gesamtsieg beförderte, und es stand nur noch eine Etappe aus – ein 1.000-Seemeilen-Sprint von Göteborg nach Den Haag in den Niederlanden. Eine derartige Situation hatte es beim Volvo Ocean Race noch nie zuvor gegeben. Sie bedeutete, dass die Crew, die als erste in Den Haag eintreffen würde, ungeachtet ihrer Ergebnisse während des bisherigen Rennens zum Champion des Volvo Ocean Race 2017-18 gekrönt werden würde.

Das spannende Finale

Kein Drehbuchautor aus Hollywood hätte das Finale besser in Szene setzen können als das echte Leben, das bei Etappe 11 einen nervenaufreibenden Sportthriller bot.

Team Brunel machte den Eindruck, in den ersten beiden Tagen der Etappe ein wenig von seinem Schwung verloren zu haben, als es zurück auf Platz vier fiel und es so den meist kaum mehr als eine halbe Seemeile auseinanderliegenden Crews Dongfeng und Mapfre überließ, den Kampf um den ersten Platz untereinander auszufechten. Dennoch gelang es Team Brunel, sich in der letzten Nacht auf See wieder ins Rennen zurück zu befördern, nachdem es im Vergleich zu seinen beiden Titelrivalen eine weiter von der Küste entfernte Route über die Nordsee in Richtung der Ziellinie in Den Haag zurückgelegt hatte.

Vor der Wahl zwischen einer küstennahen und einer ablandigen Strecke für die letzte Nacht auf See hatte sich Mapfre entschieden, Brunel weiter draußen im Meer zu folgen, und die Segler von Dongfeng alleine mit ihrem Mut und ihrer eigenen Gesellschaft auf der Küsteroute zurückgelassen.

Als am letzten Tag die Sonne über Den Haag aufging, sah es so aus, als hätte Dongfeng seine Chancen verspielt, und alle Aufmerksamkeit richtete sich auf Mapfre und Brunel, als sich die beiden nur Bootslängen voneinander entfernt ihren Weg durch die letzten Stunden des Rennens bahnten. Doch dann tauchte plötzlich auch Dongfeng wieder auf. Die küstennahe Route des Teams zahlte sich schließlich mit stärkerem Wind und einem günstigeren Winkel aus, um mit den mehreren Knoten Ebbe fertig zu werden, die die Boote von der Ziellinie abtreiben ließen. Dongfeng schloss schnell auf, aber würde es der Crew gelingen, noch vor Mapfre und Brunel die letzte Kursmarke zu erreichen?

Die Menschenmenge in Den Haag und die Hunderttausenden Segelfans, die überall auf der Welt online zusahen, hielten allesamt ihren Atem an, als das Dongfeng Race Team, nur wenige Minuten von der Ziellinie entfernt, an den Bugen von Mapfre und Brunel vorbeizog, seinen ersten Etappensieg einfuhr und sich zugleich den Gesamtsieg sicherte.

Für den Franzosen Charles Caudrelier, Skipper des Teams Dongfeng, der das Rennen von 2011-12 als Crewmitglied von Franck Cammas Groupama Segelteam gewonnen hatte, war es ein sehr emotionaler Moment. „Wir haben einander immer vertraut. Niemand glaubte, dass wir diese letzte Etappe gewinnen würden, aber ich hatte ein gutes Gefühl“, sagte Caudrelier. „Ich sagte: ‚wir können nicht verlieren, wir können nicht verlieren, wir können nicht verlieren‘ ... und wir haben gewonnen!“

Obwohl die Omega Markenbotschafter Peter Burling und Blair Tuke beide an dem Rennen um die Trophäe während der letzten Etappe beteiligt gewesen waren, konnte sich keiner der beiden erstmals in der Geschichte die „dreifache Krone“ des Segelsports sichern – Olympia-Gold, America’s Cup und Volvo Ocean Race. Beide gaben jedoch zu, dass ihr erstes Rund-um-die-Welt-Rennen ihnen Lust auf mehr gemacht hat – vielleicht mit einem eigenen Boot an der Startlinie des Volvo Ocean Race, nach den nächsten Olympischen Spielen und dem 36. America’s Cup.

Tuke – der als Steuermann und Segeltrimmer im Team Mapfre teilgenommen hatte – sagte, ein Rennen rund um den Planeten zu fahren, sei eine unglaubliche Erfahrung, die ihn sicherlich zu einem besseren Allround-Segler machen würde. „Wir haben immer versucht, unsere Chancen zu nutzen, und für uns beide geschah das in verschiedenen Crews“, sagte Tuke. „Ich glaube, wir haben viel von unseren beiden Teams gelernt und werden all diese Erfahrung einbringen, wenn wir in Zukunft gemeinsam segeln.“ Burling seinerseits sagte, das Rennen habe all seine Erwartungen, die er vor dem Start gehabt hatte, erfüllt.

„Wir sind im Südlichen Ozean unglaublich harten und strapaziösen Bedingungen begegnet und waren mit sehr problematischen Überquerungen des Äquators konfrontiert, als die Wassertemperaturen teilweise über 35 °C kletterten.

Dieses Rennen gibt einem das Gefühl, die Welt sei ziemlich klein, wenn man bedenkt, dass man mit einem 22 Meter langen Boot fährt, das im Vergleich zu anderen Transportmitteln nicht wirklich schnell ist, und trotzdem nur 20 Tage braucht, um die Erde halb zu umrunden.